Samstag, 28. April 2012

Lobgesang und Sommeranfang

Aula Papst Paul IV.
Am Freitag der letzten Woche durfte ich ein weiteres Konzert im Vatikan erleben - dieses Mal anlässlich des 85. Geburtstags des Papstes. Schon im letzten Herbst war ich bei einem Konzert dort (damals war es Bruckners 9. Sinfonie).
Dieses Mal hatte ich die Möglichkeit Mendelssohns op.52 "Lobgesang" vom Gewandhausorchester Leipzig, dem GewandhausChor und dem MDR Rundfunkchor in der Audienzhalle zu hören.


Nach dem unglaublich wechselhaften Wetter in den letzten Wochen scheint sich so langsam endlich der Frühsommer einzustellen.

... und jetzt
Blick vorher...
Da vor wenigen Tagen die Bauarbeiten am Dach über meinem Flur begonnen haben, hat sich leider die Aussicht aus meinem Fenster etwas verschlechtert...
Der Vorteil ist jedoch, dass ich keine direkte Sonneneinstrahlung mehr habe - und einen eigenen Balkon!

Pool mit Petersdom
 
Am Freitag war es endlich soweit.
Nicht mehr "nur" sonnen.

Wir haben die Poolsaison eröffnet!

Ein wunderbares Gefühl, Ende April am/im Pool liegen zu können...
 

Dienstag, 17. April 2012

Mein kleiner "Giro d'Italia"

Nach den Ostertagen ging es für mich direkt ereignisreich weiter und zwar mit einem kleinen "Giro d'Italia" - was nicht bedeuten soll, dass ich ganz Italien bereist hätte, oder dass ich irgendwie mit dem Fahrrad unterwegs gewesen wäre!
Ich habe jedoch einige Kilometer in Mittelitalien zurückgelegt und habe mir viel ansehen können.
Meine einzelnen Streckenabschnitte (im Text farblich markiert)

 

Montag - Norcia (Nursia) - Auf den Spuren des Hl. Benedikt Teil 1

 

Blick aus dem Kloster
Begonnen hat meine Woche am Montag damit, dass ich morgens mit dem Abtprimas und unserem Prior, den in Umbrien gelegenen Geburtsort des Hl. Benedikt, Norcia besucht habe.
Dort haben wir das erst seit dem Jahr 2000 wieder bewohnte Kloster besucht, in dem nun eine junge Gemeinschaft lebt, die keiner der Benediktinerkongregationen angehört.
Krypta am Geburtsort Benedikts
Diese zeichnet sich durch ihre genaue Befolgung der Benediktsregel und ihren daher sehr strengen Lebensstil aus - was sie offensichtlich mit ihren kurz geschorenen Haaren und dem wilden Vollbart zeigen.
Nachdem uns das Haus gezeigt wurde, einer kurzen Ortserkundung und ich an meiner ersten Messe im außerordentlichen (alten) Ritus teilgenommen habe - ja diese Benediktiner feiern teilweise tridentinisch - aßen wir dort noch zu Mittag und fuhren dann am Nachmittag zurück nach Rom.
Der zentrale Platz in Nursia (rechts die Abteikirche)
Es war schön, den Geburtsort des Hl. Benedikt besuchen zu können, da ich ja schließlich für ein Jahr in einem "seiner" Klöster lebe. Außerdem war es unglaublich interessant, eine so andere benediktinische Gemeinschaft zu erleben, deren Stil mir jedoch zugegeben eher suspekt ist.


Dienstag - nach Montevergine - Äbte Italiens

 

Das Innere des "Santuario"
Dienstagmittag ging es dann schon wieder los, diesmal jedoch für vier Tage.
Mit dem Abtprimas und dem Rektor unserer Hochschule fuhr ich nach Montevergine, einem ca. 50km östlich von Neapel gelegenen Benediktinerkloster. Dort fand ab Dienstag das Treffen aller italienischen Äbte und Prioren sowie Äbtissinnen und Priorinnen statt.
Blick vom "Santuario" ins Tal
Nachdem wir uns (mit großer Teilschuld unseres Navis und des Streckenplaner-Ausdrucks) kurz vor dem Ziel einmal mächtig verfahren haben, sind wir zuerst zum hoch auf dem Berg gelegenen Santuario ("Heiligtum") gefahren, in der Annahme, dass dort besagtes Treffen stattfindet. Da dem nicht so war, und der einzige Mönch, den wir nach längerem Suchen letztendlich doch angetroffen haben, uns den richtigen Ort nannte, ging es wieder unzählige Serpentinen hinab ins Tal - aber wir hatten immerhin noch das Santuario besucht...
Unten im Ort Mercogliano wurden wir dann in einem zum Kloster gehörenden Gebäude empfangen und bekamen später unsere Zimmer in einem Barockschloss, der Talniederlassung des Klosters, zugewiesen.
Das Barockschloss
An diesem Abend und am folgenden Morgen habe ich auch einige der Abtpräsides (siehe Litauen-Posts) wiedergetroffen. Nach einem sehr ausgiebigen Mittagessen bin ich dann am Mittwoch wieder mit dem Abtrimas aufgebrochen...



Mittwoch - nach Napoli (Neapel) - Kurzurlaub

 

Der Dom in Neapel
Leider schlechtes Wetter...
... Von Montevergine aus ging es innerhalb einer halben Stunde zum Flughafen von Neapel, von wo aus der Primas direkt nach Deutschland zum Treffen der deutschsprachigen Klosteroberen geflogen ist.
Da ich wusste, dass ich dort noch alleine sein würde, hatte ich vorher erfragt, ob es möglich wäre, noch knapp zwei Tage als privaten Osterurlaub anzuhängen.

So habe ich dann das Auto am Flughafen von Neapel stehen lassen (besser so!) und bin mit dem Shuttlebus in die Innenstadt gefahren, wo ich zuerst mein Hostel für diese Nacht aufsuchte. Dort ließ ich meinen Koffer zurück und bin recht schnell wieder aufgebrochen - schließlich wollte ich meine knappe Zeit nutzen. Leider ging das nicht ohne Schirm, da es, sobald ich das Haus verlassen hatte, anfing zu schütten.
Trotzdem konnte ich mir an diesem Abend noch einiges von der Altstadt anschauen und natürlich habe ich auch eine typische napoletanische (wirklich verdammt gute) Pizza gegessen!
Original neapolitaner Pizza!
Castelnuovo
Da ich einige Stunden unterwegs war und das Wetter zwar besser, aber immer noch nicht besonders angenehm war, beschloss ich ins Hostel zurück zu kehren, in der Hoffnung, dort irgendjemanden anzutreffen, mit dem ich mich noch unterhalten konnte. Zu meiner Überraschung traf ich sogar einen alten Bekannten aus der Schule, der momentan in Padua studiert und mit einigen Freunden eine Woche in Neapel war.
So war der Abend alles andere als langweilig - und alles andere als kurz...
Blick auf den Golf von Neapel mit der Insel Capri
Am nächsten Morgen, nachdem ich ausgecheckt und mich von den anderen verabschiedet hatte, bin ich noch einmal in die Stadt losgezogen.
Zuerst zum Castel Sant'Elmo, welches hoch über dem Zentrum liegt und von wo ich dank guten Wetters eine wunderbare Sicht auf die Stadt, den Vesuv und den Golf von Neapel hatte.

Danach habe ich meinen Koffer aus dem Hostel geholt und bin nach einem Zwischenstopp am Meer wieder zum Flughafen gefahren...
Blick vom Castel Sant'Elmo auf Neapel und den Vesuv
Die Kirche San Francesco di Paola


Donnerstag - nach Montecassino - Auf den Spuren des Hl. Benedikt Teil 2

 

Das Kloster hoch auf dem Berg
... Von dort ging es zurück in Richtung Rom, aber nur bis Montecassino, dem vom Hl. Benedikt gegründeten Kloster, wo er auch gestorben und begraben ist.
Dieses Kloster, welches im 2. Weltkrieg vollständig zerstört wurde, ist vielleicht die bekannteste und bedeutendste Benediktinerabtei weltweit.
Blick aus meinem Zimmer
Einer der riesigen Gänge (über 150m!)
Da Montecassino auf meinem Rückweg nach Rom lag - man sieht es schon von der Autobahn aus hoch auf dem Berg liegen - und zwei Mönche von dort bei uns in Sant'Anselmo studieren, wollte ich die Chance nutzen und auch dort noch eine Nacht bleiben.
Der sog. Kreuzgang des Bramante



Der Ort Cassino bei Nacht
Am Donnerstagabend habe ich mir noch den riesigen Komplex angesehen und bin nach der Vesper und dem Abendessen im Refektorium recht schnell ins Bett gegangen.
Oberer Kreuzgang mit Kirche - und Regen
Der folgende Morgen begann um 7 Uhr mit der Messe im kleinen Kreis des aus nur ca. 15 Mönchen bestehenden Konvents. Nach dem Frühstück habe ich dann meinen Rundgang fortgesetzt. Da es leider wieder mal stark geregnet hat, habe ich die Besichtigung auf das zur Abtei gehörende Museum und die Kirche beschränkt.
Die Abteikirche
Das Grab des Hl. Benedikt in der Krypta









Nach dem Mittagessen habe ich dann ein letztes Mal für diese Woche meinen Koffer gepackt...
In den Wolken...

Freitag - zurück nach Rom - nach "Hause" kommen

Blick auf den Friedhof
Mit einem kurzen Halt an dem Friedhof, der ein paar Meter unterhalb von Montecassino liegt, habe ich dann meine Rückreise angetreten. Auf dem Friedhof liegen mehr als 1000 polnische Soldaten, die in der Schlacht um Montecassino im Jahr 1944 ihr Leben ließen.






Leider wurden sowohl der Besuch dort als auch die Rückfahrt von Regen begleitet. Das Wetter hat meine Rückkehr nach Rom für mich etwas getrübt. Trotzdem war es ein Wieder-"nach-Hause"-kommen.

Nach diesen ereignisreichen Tagen bin ich froh, dass es nun erst einmal ruhiger wird.
Auch hat jetzt mein letzter großer Abschnitt hier in Rom begonnen.
Ein schwer zu beschreibendes Gefühl, sich einerseits sehr auf zu Hause und das, was danach kommt zu freuen, andererseits zu wissen, dass die verbleibende Zeit unglaublich schnell vergehen wird und ich sie noch bestmöglich nutzen will...

Montag, 9. April 2012

Ostern in Rom

Auch die Ostertage habe ich in diesem Jahr in der ewigen Stadt verbracht - im Gegensatz zu vielen anderen Bewohnern von Sant'Anselmo, die diese Tage für (Heimat-)Urlaub genutzt haben.
Aber ich habe mir gedacht: Wenn ich schon mal in Rom bin, muss ich die Chance nutzen das Triduo Pasquale hier mitzuerleben.


Ich habe die Tage zwischen den Papstliturgien und den Liturgien bei uns in Sant'Anselmo aufgeteilt:

Gründonnerstag - "Abendmahlsfeier" im Lateran

 

  San Giovanni in Laterano
Am vergangenen Donnerstag habe ich den ersten der drei österlichen Tage in der Lateranbasilika mitgefeiert.
Dort fand am Nachmittag die Feier zum Gedenken des letzten Abendmahls statt.
Der Gottesdienst war leider eher... nennen wir es stimmungsarm. Von unseren Plätzen mitten im Mittelschiff haben wir vom Geschehen im Chorraum - wie z.B. der Fußwaschung - wegen der Sicht versperrenden Größe des Hauptaltares, nahezu nichts mitbekommen. Daher muss ich gestehen, dass ich diese Feier als nicht besonders schön gestaltet empfunden habe, auch wenn einige Elemente sehr interessant waren: So wurde eine Lesung und das Evangelium (nach der lateinischen Fassung) von einem Diakon einer griechischen unierten Kirche in griechischer Sprache und entsprechender Melodik gesungen, was für unsere Ohren eher ungewohnt klingt. Es erinnert an Gesänge aus dem islamisch-arabischen Raum.






Karfreitag - "Passion Christi" in Sant'Anselmo

 

An der Karfreitagsliturgie habe ich hier auf dem Aventin in Sant'Anselmo teilgenommen, bzw. sogar als Teil unserer Choralschola mitgewirkt.  
Die Möglichkeit in der Schola mitzusingen und auch Elemente wie die Fürbitten, die in zehn verschiedenen Sprachen von Mitbewohnern von Sant'Anselmo vorgetragen wurden - der Vorteil eines internationalen Hauses - haben diese Feier für mich zu etwas Besonderem gemacht.
Station des momentan in Sant'Anselmo ausgestellten Kreuzweges "Felix Culpa"

Kreuzweg am Kolosseum

Kreuzweg am Kolosseum
Abends habe ich mich dann noch mit zwei Freunden zum Kolosseum aufgemacht, wo traditionsgemäß der Papst dem Kreuzweg in der und um der Arena beiwohnt.
Auch wenn wir eigentlich "nur" inmitten einer sehr großen Menschenmenge dem Geschehen folgen konnten - ohne die einzelnen Stationen sehen zu können - und wir leider genau dort standen, wo immer wieder Einzelne oder Gruppen zum Ausgang hinstrebten, war es insgesamt schön bei diesem Teil der Osterfeierlichkeiten live dabei gewesen zu sein.


Osternacht - "Auferstehung des Herrn" im Petersdom


Am Samstag Abend habe ich mich um halb sieben auf den Weg zum Vatikan gemacht, wo ich an der Vigil teilnehmen wollte.
Mit zwei Freunden kam ich dort auf dem schon ziemlich vollen Petersplatz an, wo wir uns fairerweise zu Bekannten im ersten Viertel der (einmal um den gesamten Platz reichenden) Schlange gesellten...
Es war unglaublich amüsant, die kreischenden (meist spanischen) Jugendlichen zu beobachten, die - sobald sie die Sicherheitskontrollen passiert hatten - mit einem Affenzahn auf die Basilika zu rannten um dort "bessere" Plätze zu ergattern und sich auch von den grinsenden, "calma"-rufenden Sicherheitskräften nicht aufhalten ließen - letztendlich saßen sie nur drei Reihen vor uns!

Eine von acht Taufen
Die Messe war dann - nach den Erfahrungen von Gründonnerstag - überraschend schön, wenn auch den Umständen entsprechend nüchtern: Natürlich kommt in einer Kirche mit über 10.000 (mehr oder weniger) Gläubigen keine so andächtige und besinnlich Stimmung auf, wie in einer kleinen Kirche. Und auch, dass der Einzug der Osterkerze und des Papstes "im Dunkeln" von Blitzlichtgewitter erhellt wurde und dass die Lampen in der Basilika noch vor meiner Kerze leuchteten, trug nicht im positiven Sinne zur Atmosphäre bei.

Da die Osternacht im Petersdom schon um 21 Uhr begonnen hatte, waren wir auch "schon" um kurz nach Mitternacht fertig und, da die Busverbindung zurück weit überdurchschnittlich gut klappte, war ich noch vor Beginn des Hochgebets der Osternachtsfeier in Sant'Anselmo zurück, da diese erst um 22.30 Uhr angefangen hatte.
So war es für mich auch sehr schön noch eine Agapefeier im Anschluss zu haben, die es im Petersdom verständlicherweise nicht gibt.

Der Petersdom nach der Osternachtsfeier

Ostersonntag - Feierlicher Abschluss

 

Mit einer sehr schönen und feierlichen Messe am Sonntag Morgen um 11.30 Uhr (sehr humane Zeit), bei der ich auch wieder in der Schola mitsingen durfte und eine Lesung in deutscher Sprache vorgetragen habe, und der Pontifikalvesper am späten Nachmittag sind für mich die Tage der Osterfeierlichkeiten schon wieder vorüber...

Einige anstrengende aber auf jeden Fall interessante und auch schöne Tage liegen hinter mir.
Aber es bleibt keine Zeit zur Ruhe zu kommen: Die nächste Woche wird wieder spannend!
Und der nächste Post wird nicht lange auf sich warten lassen...

Damit ende ich und wünsche allen frohe Ostern und eine gesegnete Osterzeit!